Zurü

Anthropolgie ( griech.: anthropos: Mensch; logos: Lehre )

allgemein die Lehre bzw. Wissenschaft vom Menschen. Man unterscheidet naturwissenschaftlich-medizinischer bzw. naturwissenschaftlich-biologischer, soziologischer, theologischer und philosophischer Anthropologie.
Die philosophische Anthropologie ist keine besondere, eigenständige philosophische Einzeldisziplin; sie ist vielmehr eine breit angelegte Besinnung auf den Menschen. Da sich der Mensch zur gesamten Welt verhält, geht er mit ein in die Deutungen aller Weltphänomene. Die philosophische Anthropologie knüpft oft an die einzelwissenschaftlichen Aussagen über den Menschen an; besonders wichtig sind hier die Ergebnisse aus den traditionellen Naturwissenschaften, der Psychologie, Geschichtswissenschaft und aus den Sprachwissenschaften.
Man versucht bei der philosophischen Anthropologie die Fragen zu klären: Was macht den Menschen zum Menschen? Was unterscheidet ihn vom übrigen Seienden? Was ist seine Stellung in der gesamten Wirklichkeit und seine Beziehung zur Welt? Auch die Fragen nach der menschlichen Freiheit, Individualität, Sozietät und Geschichtlichkeit des Menschen werden gestellt. Immanuell Kant formulierte zum ersten Mal die Aufgabe einer philosophischen Anthropologie; er fragte: „Was ist der Mensch?“
Bei Kierkegaard, Feuerbach und Nietzsche findet man weitere Versuche einer Grundlegung der philosophischen Anthropologie. Max Scheler (angeregt durch Nietzsche) versucht, die philosophische Anthropologie als die Grunddisziplin der Philosophie zu begreifen; alle Fragen der Philosophie drehen sich um den Menschen- Anregungen erhielt die philosophische Anthropologie in der Gegenwart unter anderem auch durch W. Dilthey (Lebensphilosophie) und M. Heidegger (Existenzphilosophie).

Quelle:
in Andreas Ulfig: Lexikon der philosophischen Begriffe; Bechtermünz Verlag, Eltville am Rhein 19931; S. 32f.