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Kohlberg

Biographie

Lawrence Kohlberg wurde am 25. Oktober 1927 in Bronxville, einer guten, ländlichen Wohngegend südwestlich von New York, als jüngstes von vier Geschwistern geboren. Seine Mutter Charlotte Albrecht, eine angesehene Chemikerin, und sein Vater Alfred Kohlberg, der einen erfolgreichen Seiden- und Taschentuchhandel führte, trennten sich 1932 nach zehnjähriger Ehe. Bis 1941 führten beide Eltern das Sorgerecht für ihre Kinder aus, die sich dann jedoch in Folge einer richterlichen Anordnung für ein Elternteil entscheiden mussten; Lawrence Kohlberg fühlte sich eher zu seinem Vater hingezogen.
Seine Schulzeit verbrachte Lawrence Kohlberg an der Phillipps Academy in Andover, Massachusetts, einem der ältesten Internate der USA. Zwar war Kohlberg ein ausgezeichneter Schüler, stand aber dennoch die meiste Zeit wegen irgendwelcher Vergehen "unter Bewährung". Unter seinen Mitschülern galt Lawrence Kohlberg als ziemlich chaotisch, doch immer zugänglich und solidarisch, außerdem soll er einen gewissen Hang zum Abenteuer gehabt haben.
Nachdem Kohlberg 1945 das College abgeschlossen hatte, gelangte er mit der amerikanischen Handelsmarine nach Europa. Die noch sehr deutlichen Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs bewogen Lawrence Kohlberg jedoch dazu schon nach wenigen Monaten diese Tätigkeit aufzugeben.
Stattdessen wurde Lawrence Kohlberg unbezahlter Ingenieur auf einem Frachtschiff, das im Auftrag einer jüdischen militärischen Organisation jüdische Flüchtlinge aus Osteuropa nach Palästina schmuggelte. Nachdem das Schiff durch britische Einheiten geentert worden war, wurde Kohlberg mit der übrigen Mannschaft und den Passagieren auf Zypern interniert.
Mit gefälschten Papieren und einem Umweg über Palästina gelang Kohlberg die Rückkehr in die USA, wo er nach Praktika an psychiatrischen Kliniken 1948 sein Psychologiestudium an der angesehenen University of Chicago begann. Nach nur einem Jahr erwarb Kohlberg den Titel des Bachelor of Arts (üblich waren dafür vier Jahre), seine Promotion schloss Kohlberg aber erst nach neunjähriger Studiendauer im Jahr 1958 ab. Während seines Studiums lernte Kohlberg mit Bruno Bettelheim, Carl Rogers, Robert Havighurst, Jacob Gewirtz und Anselm Strauss einige der renommiertesten Wissenschaftler seiner Zeit kennen. Geprägt wurde Kohlberg auch durch die Philosophie John Deweys, der von 1894 bis 1904 in Chicago gelehrt hatte und dessen Einfluss an der Universität noch immer spürbar war.
Nach einer kurzen Tätigkeit im Children's Hospital in Boston von 1958 bis 1959 wurde Kohlberg von 1959 bis 1961 Assistenzprofessor für Psychologie an der Yale University. Nach einem Aufenthalt als Fellow am Institute for Advanced Study in the Behavioral Sciences in Palo Alto von 1961 bis 1962 gelangte Kohlberg an die Psychologische Fakultät der University of Chicago, an der er von 1962 bis 1965 als Assistenzprofessor und im Anschluss daran bis 1968 als Associate Professor lehrte. 1968 erhielt er eine ordentliche Professur für Erziehungswissenschaft und Sozialpsychologie an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts. In diese Zeit fällt auch der wissenschaftliche Durchbruch Kohlbergs, der ihm mit seinem 1969 veröffentlichten Werk "Stage and Sequences" gelang, in dem er seine in den 60er Jahren entwickelte kognitive Entwicklungstheorie veröffentlichte. An der Graduate School of Education der Harvard University gründete Kohlberg das Zentrum für moralische Entwicklung und Erziehung, das er bis zu seinem Tod leitete.
Während seiner Lehrtätigkeit an der Harvard University wuchs Kohlbers Bekanntheitsgrad zusehends, was aber nicht alleine sein Verdienst war, sondern auch eine Folge aus einer Reihe zeitgeschichtlicher Ereignisse: Die Bürgerrechtsbewegung, der Vietnam-Krieg oder der Watergate-Skandal waren Themen, die die Bevölkerung beschäftigten und die in einer engen Verbindung zu Kohlbergs Forschungsgebiet, der Gerechtigkeit, standen.
Während eines zehntägigen Forschungsaufenthalts von Dezember 1971 bis Januar 1972 in Punta Gordon (Belize) infizierte sich Kohlberg mit Giardia lambia, doch erst im Mai 1973 wurde diese Viruserkrankung diagnostiziert. Zu diesem Zeitpunkt war der Krankheitsverlauf aber schon soweit fortgeschritten, so dass eine Heilung nicht mehr möglich war. Dennoch versuchte Kohlberg seine berufliche Aktivität nicht einzuschränken und arbeitete zunächst unermüdlich weiter. Doch dann resignierte Kohlberg und ertränkte sich am 17. Januar 1987 im Atlantik in der Nähe von Boston; erst am 6. April wurde seine Leiche gefunden, nachdem sie vom Meer ans Land gespült worden war.

Quellen:
vgl:Brockhaus - Die Enzyklopädie in 24 Bänden - Band 12; 20. überarbeitete und aktualisierte Auflage; Leipzig, Mannheim: Brockhaus 1997
vgl: Garz, Dieter; Lawrence Kohlberg zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag 1996
vgl: Oser, Fritz; Moralische Selbstbestimmung: Modelle der Entwicklung und Erziehung im Wertebereich. Stuttgart: Klett-Cotta 1994