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Bentham

Bezug auf's Heinz Dilemma

Betrachten wir zunächst den Apotheker. Er wird, wie jedes Individuum, seiner Entscheidung das "Hedonistische Kalkül" zu Grunde legen. Das bedeutet, dass er mit Hilfe bestimmter Kriterien abwägt, was ihm größere Freude bereitet: das Medikament billig abzugeben oder es nur zum vollen Preis zu verkaufen. Solche Kriterien der Freude sind:

  1. Intensität
  2. Dauer
  3. Gewißheit
  4. Nähe
  5. Folgeträchtigkeit
  6. Reinheit
  7. Wirkungsradius

Nach diesen Aspekten wägt nun der Apotheker seine Entscheidung ab. Der eigentliche Inhalt ist völlig beliebig, einzig wichtig ist die zu erwartende Freude.
Durch das zu billige Verkaufen des Medikaments fürchtet der Apotheker Verlust, den er vermeiden kann, wenn er sich nicht auf das Flehen von Heinz einlässt. Die größere Freude entsteht für ihn also dann, wenn er das Medikament behält, und dem entsprechend verhält er sich auch.
Denn das Prinzip der Nützlichkeit sagt ihm, dass es sinnlos und schädlich für ihn ist, das Medikament günstig an Heinz abzugeben.

Auch Heinz wägt seine Entscheidung nach dem Prinzip der Nützlichkeit und mit den Kriterien der Freude ab. Erscheint es ihm lohnenswert, seine Frau am Leben zu halten, weil er mir ihr z. B. noch viel Spaß haben kann, dann wird er ohne Bedenken in die Apotheke einbrechen, denn nur so ist ihm die größtmögliche Freude garantiert.
Fürchtet er jedoch die zu erwartende Strafe oder ist ihm der zu betreibende Aufwand (Besorgen der nötigen Werkzeuge, anstrengende körperliche Arbeit, nervliche Belastung) zu groß, wird er sich gegen den Einbruch entscheiden, denn das Stehlen des Medikaments würde ihm nichts nützen. Er ist sogar einem "ethischem Sollen" unterworfen, das ihm gebietet, nicht das Leben seiner Frau zu retten, da es nicht seiner individuellen Lust und Freude dient.

Somit ist weder der Apotheker noch Heinz an irgendwelche übergeordneten Instanzen oder gar allgemeine Werte gebunden. Der Konflikt mit der Rechtsordnung stellt sich für Heinz gar nicht, weil sie für ihn und seine Entscheidungen vollkommen irrelevant ist. Die Norm "Schutz des Eigentums andrer" existiert nicht. Genausowenig gibt es einen Wert, der das Leben eines Menschen betrifft. Recht auf Leben, der Wert "Leben" an sich, ist nach diesem ethischen Muster absolut unerheblich. Uneigennützigkeit, Wohltätigkeit, Milde, Menschlichkeit sind in diesem Sinne sogar ethisch falsche Verhaltensweisen, da sie dem Grundsatz widerspricht, dass nur das gut ist, was allein für den Betreffenden mehr Freude bereitet. Selbst wenn nach dem Grundsatz "das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl" gehandelt wird, kann der Glücksbegriff mit negativem Inhalt gefüllt sein, da ja kein Bezug zu allgemeingültigen Werten besteht.